Kultur Kolumne


Schlechte Witze vs. Béla Réthy

Winterliche Ruhe in einem Ostseebad

Es ist überhaupt nicht dramatisch, einen Witz zu vermasseln, weil man die Pointe falsch widergibt. Es ist ebenso unproblematisch, Witze zu erzählen, die alle schon kennen. Allerdings kann man dabei doch alles falsch machen. Der MDR, der Powersender für’s junge Publikum,  zeigt wie so etwas gemacht wird. Die Stunde der Witze, so der Titel der Sendung, ist nur für den ersten Teil wörtlich zu nehmen. Sechzig Minuten lang wird der Zuschauer mit Uralt-Zoten und bereits tausendfach wiederholten Sketchen gequält. Das ist in der heutigen Medienlandschaft nichts Außergewöhnliches. Dennoch ist die Art und Weise unglaublich schlecht: mäßig talentierte Schauspieler (oder solche, die der MDR dafür hält bzw. bezahlt) führen nicht nur die unwitzigen Witze auf oder erzählen sie. Nein, sie lesen die Witze komplett vor, Kalauer und Stammtisch-Banalitäten ohne Ende. Man könnte einwenden, so etwas (Unwitziges vorzulesen) passiere täglich in Nachrichtensendungen und die sind sogar beliebt dafür. Das Problem bei Die Stunde der Witze: Die Witzeableser schauen beim Rezitieren nicht ein einziges Mal in die Kamera.

Tränen in den Augen

Der Sender selbst umschreibt das Machwerk der nicht vorhandenen Unterhaltungskunst mit „Bauchschmerzen und Tränen in den Augen – natürlich vor Lachen.“ Offenbar ist der Redakteur, der die Szenen auswählt, auch für die begleitenden Programmhinweise zuständig – und scheitert hier folgerichtig. Protagonisten des unlustigen Abends waren:  Katrin Weber, Bernd-Lutz Lange, Tom Pauls, Dieter Bellmann, Gunter Böhnke, Thorsten Wolf, André Höhl. Wer diese Dame und die Herren nicht kennt, ist vermutlich nicht im Stammgebiet des Kessel Buntes geboren. Als Stargäste traten Wolfgang Lippert (Wetten, daß – Urgestein) und Chris Howland auf. Letzterer hat seine große Zeit wohl hinter sich. Auch er las vom Karteikärtchen ab und reihte sich damit in die Liste der schlechten Witzeerzähler des MDR ein. Schade.

Dieter Wedel oder Béla Réthy

Parallel lief übrigens das grauenvolle Kicken der scharz-rot-goldenen Elf gegen Argentinien. Die Sprüche von Moderator Béla Réthy sind auf ähnlichem Niveau wie die Witze vom MDR („Die Deutschen halten gut mit, man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Sie spielen gegen eine Weltklasse-Auswahl“ ist der Kommentar zur schwächsten Phase der Deutschen, die nur Minuten später ein nach lächerlicher Abwehrleistung verdientes Gegentor kassieren). Vom Fußball also ganz zu Schweigen. Lediglich Oliver Kahn als Kommentator war das Einschalten wert. Wenn man in der Heute-Journal-Pause des Fußballspiels Deutschland-Argentinien zum Ersten Programm wechselte war man allerdings auch nicht besser bedient. Heio von Stetten grinste in einem mittelmäßigen Fernsehfilm in die Kamera, als hätte er die Witze aus dem MDR Programm gehört. Sind solche komödiantischen Dramolette eine gerechte Alternative zu abgehalfterten Witzen und trostlosem Rumpelfußball? Zu toppen wäre so ein TV-Abend nur noch durch einen Dieter-Wedel-Mehrteiler, der wie der MDR (allerdings in der mehrstündigen Variante) beweist, daß auch er nicht unterhalten sondern eher langweilen kann.

Und zur zweiten Halbzeit kommt zu allem Übel noch Mario Gomez ins Team. Ein nicht sehr unterhaltsamer TV-Abend wird noch unerträglicher.

Auch nicht sehr unterhaltsam: ein Ostseebad in winterlicher Tristesse.

Kommentare

5 Antworten zu „Schlechte Witze vs. Béla Réthy“

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  1. Kalle

    Bela Rethy ist der größte Schwachkopf, der hier frei herumlaufen darf.

  2. Gerritzen

    Habe in die Sendung auch zufällig kurz reingeschaltet, das ging wirklich gar nicht. Wer ist dafür verantwortlich? Der zuständige Programmverantwortliche muss das selbst ja wohl witzig finden, muss der ein trauriges eben führen. Fussball war aber zugegebenermaßen auch nicht viel besser…

  3. Der Ostsee Strand in Boltenhagen ist wirklich ein echtes Erlebnis. Im Sommer war ich zwei Wochen lang am Meer und habe die Sonne genossen. Etwas teuer sind zwar die Strandkörbe, aber ich denke, damit muss man einfach rechnen und die Kosten einplanen. Die Sendung auf MDR habe ich zum Glück nicht gesehen, hab schon gehört, dass sie sehr unlustig gewesen ist.

  4. Andreas B.

    Die Auswahl zwischen einem schlechten Witz und einem schlechten Kommentator ist aber wirklich nicht leicht. Allerdings ist mir bis heute schleierhaft, wie tolle Formate wie „Zimmer frei“ und so eine Stunde der Witze auf demselben Sender laufen können. Eigentlich hat der WDR nämlich auch gute Konzepte für ein jüngeres Publikum, unter anderem die Übertragung des Poetry Slam. Das könnte man ruhig weiter ausbauen.

  5. Julie

    Kommt in die Kategorie Masochistenfernsehen ^^